Heute bin ich Buddhist…

Ich weiß schon, dass ich für den Spruch jetzt was zu hören bekomme, aber bevor Ihr loslegt, lest zu Ende: Ich bin heute Buddhist so wie John F. Kennedy damals Berliner war. Ich identifiziere mich mit den friedlichen Revolutionären in Myanmar, wo die Handlanger des Regimes gerade die Klöster stürmen. Als Deutscher und als Jesus-Nachfolger bin ich wenigstens in Gedanken, im Gebet und mit (ohnmächtigen, wohl wahr) Worten in diesem Blog an ihrer Seite.

Viele haben diese Nähe ja auch bei Gandhi so empfunden. Wir sind uns über die religiösen Grenzen nie so nahe, wie wenn wir gemeinsam und gewaltlos gegen Unrecht und Unterdrückung stehen. Dann stehen auch Buddhisten in den Fußstapfen Jesu und es schimmert etwas von Gottes Reich durch, wenn den Despoten die Maske herunter gerissen wird und die Welt sieht, dass ihnen außer Gewalt nichts, aber auch gar nichts einfällt.

Sicher sind damit nicht alle Unterschiede aufgehoben. Und natürlich geht im im Evangelium noch um mehr. Aber heute geht es darum, zu beten, dass die Gerechtigkeit siegt und möglichst wenig Blut vergossen wird.

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Vorbildliche Pfingstler

Über einen Mangel an Kritik von außen hat die Pfingstbewegung in den 101 Jahren ihrer Geschichte nicht klagen müssen – zumal nicht in Deutschland. Anlässe dazu gibt es immer wieder, aber an vielen Punkten muss man auch einmal den Hut ziehen vor diesem Flügel der Christenheit. Zwei Beispiele:

Tony Campolo macht in seinem aktuellen Podcast eine interessante Beobachtung: Kein anderer Zweig des Protestantismus hat es geschafft, Arme, Reiche, und die Mittelschicht dazwischen so gut zu integrieren. Die Ausstrahlung des Aufbruchs in der Azusa Street habe ganz wesentlich damit zu tun gehabt, gar nicht so sehr mit den spektakulären “charismatischen” Phänomenen.

Tobias hatte mich vor ein paar Tagen auf ein spannendes Interview mit Peter Berger aufmerksam gemacht, der die Pfingstbewegung (neben dem Islam) global gesehen als die explosivste religiöse Bewegung in jüngerer Zeit betrachtet. Sie ist inzwischen (anders als viele andere protestantische Kirchen, die sich auf ihre Kultur beschränken lassen) zu einem wesentlichen Faktor der Globalisierung geworden und hat (ohne das zu beabsichtigen) an manchen Stellen die sozialen Verhältnisse tiefgreifend verändert – zum Beispiel was die Frauenrechte und Demokratisierung in Lateinamerika angeht!

Also: Chapeau!

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Kill Bill?

Am Wochenende habe ich auf 3Sat via ZDF Mediathek den Song PCdenzfall von Bodo Wartke gehört (hier das Video einzeln). Nicht nur MacUser könnten das amüsant finden.

Vielleicht erklärt das auch, warum die SZ heute meldet, Vista sei ein Ladenhüter?

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Selber doof

Heute beim Einkaufen habe ich – aus der Entfernung im Vorbeigehen – eine ehemalige Klassenkameradin gesehen. Sie kam erst in der Oberstufe in die Klasse und ich fand sie aus irgendeinem Grund doof, den ich heute nicht mehr weiß. Folglich habe ich mich nicht besonders für sie interessiert oder mich mit ihr beschäftigt. Vielleicht verstand sie sich einfach auch nur mit den falschen Leuten gut – also denen, über die ich auch ein negatives Urteil gefällt hatte. Nicht unbedingt bewusst, eher so aus dem Bauch heraus.

Rückblickend denke ich, sie war wohl wirklich in Ordnung. Mir ist es einfach nie aufgefallen, weil ich mir gar nicht die Mühe gemacht habe, richtig hinzusehen. Das ist nun auch nicht mehr zu ändern. Was ich ändern kann, ist meine Haltung heute. Mich daran erinnern, dass ich erste Eindrücke vor allem dann noch einmal überprüfe, wenn sie nicht so positiv ausgefallen sind. Genauer hinzusehen, offener zu sein, besser zuzuhören. Damals war ich der eigentlich doofe.

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Henry Nouwen – Reaching Out (2): Empfängliche Stille

Immer wieder haben sich in der Kirchengeschichte Menschen zurückgezogen, um sich zu sammeln. Viele zieht es zumindest zeitweise an solche stillen Orte. Aber Stille ist vor allem eine Sache des Herzens, die vom äußeren Rahmen nicht unbedingt abhängt. Wer sie gefunden hat, wird nicht mehr von allen möglichen Reizen hin- und hergerissen. Wer diese aufmerksame Ruhe kennt, fühlt sich auch nicht mehr leer und einsam.

 Cms Uploaded Assets Henri Nouwen Op Skatebord 515051916Aber meistens schwanken wir uns zwischen diesen Polen von Einsamkeit und gefasster Stille. Und das innere Gleichgewicht können wir nur bedingt beeinflussen. Alles spirituelle Leben beginnt mit dieser Achtsamkeit, mit der wir auf die Stimmen aus uns selbst hören. Oft gehen wir mit unseren Fragen ratsuchend zu anderen, um Antworten zu bekommen. Aber manchmal müssen wir lernen, erst einmal uns selbst wirklich wahrzunehmen und unsere tiefsten Wünsche und Sehnsüchte richtig kennen zu lernen.
In der Verwandlung von Einsamkeit in Stille beginnen wir, die Stimme unserer Berufung zu hören. Unsere Fragen, Anliegen und Probleme müssen diesem Test ausgesetzt werden, um zu reifen, wie Rilke schrieb:

Forschen Sie jetzt nicht nach den Antworten, die Ihnen nicht gegeben werden können, weil Sie sie nicht leben könnten. Und es handelt sich darum, alles zu leben. Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antwort hinein.

In der Stille werden wir für uns selbst gegenwärtig und beginnen, wirklich im hier und jetzt zu leben. Das war auch die Erfahrung von Thomas Merton: Die Stille öffnete ihn erst für andere. Jenseits aller Unterschiede verbindet uns die Tatsache, dass wir Gott gehören, mit allen anderen Menschen – und mit Gott selbst, der Mensch geworden ist um unseretwillen. Menschliche Sorgen und Kummer erscheinen in einem anderen Licht. Wir sind uns die Stille also auch um der anderen willen schuldig. Denn ohne sie erleben wir andere nicht als von uns selbst verschieden, als eigenständige Wesen, sondern nur als Verlängerung unseres Ego, die der Erfüllung unserer (verborgenen?) Wünsche dient.

Das Mysterium der Liebe ist, dass sie das Alleinsein des anderen achtet und ihm den Raum lässt, aus seiner Einsamkeit in eine schließlich gemeinsame Stille zu finden. Dann entdecken wir die Gegenwart Christi in der Gegenwart des anderen – auf diesem “heiligen Boden” entsteht wahre Gemeinschaft. Solche tiefen Begegnungen erweitern die Kapazität unserer Stille, so dass daraus wieder mehr Raum für Gemeinschaft mit anderen entsteht. Für diese Art von Freundschaft spielt dann auch die räumliche Nähe nur noch eine untergeordnete Rolle. Manchmal fühlt man sich anderen sogar näher, wenn sie abwesend sind.

Gemeinsames Leben kann eine große Freude sein, aber nur, wenn es nicht zum Selbstzweck wird, aus dem wir unseren Wert und unsere Zufriedenheit beziehen. Wenn Besuche und Anrufe nötig sind, um die Panik der Einsamkeit fern zu halten, sind wir Opfer unseres Jammerns geworden. Freundschaft und Gemeinschaft sind nicht planbar, machbar und können nicht eingefordert werden, aber wenn wir uns – auch inmitten quälender Einsamkeit – innerlich dafür bereit machen, werden sie uns vielleicht geschenkt.

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Deprimierend

Und ich dachte immer, das sind die Guten – im ethischen Sinne wie was die Kompetenz betrifft. Das Gegenteil beschreibt ein Bericht im SZ-Magazin: der Kosovo verkommt unter UNO-Verwaltung. Der Wiederaufbau scheitert an der Unfähigkeit und Feigheit des multinationalen Personals. Hier ein kleiner Auszug:

Ein Polizeiapparat, der sich aus 44 Staaten rekrutiert, die zur Hälfte halb-demokratische Staaten und zur Hälfte Diktaturen sind; in dem die eine Hälfte nicht versteht, was die andere sagt; in dem die eine Hälfte nicht mal richtige Polizisten sind – wer glaubt ernsthaft, dass diese Leute nun das eigene Leben riskieren, um für Recht und Ordnung zu sorgen? Natürlich haben sie tatenlos zugesehen, wie Mafiabanden erst die Institutionen im Kosovo unterwanderten und dann die UN-Mission. Heute betreibt diese Kosovo-Mafia Heroinhandel und Prostitution in ganz Europa.

Hier die ausführliche Version auf Englisch. Passend dazu: Die Zeit zitiert Frankreichs Außenminister, der den Kosovo als Modell für den Wiederaufbau des Irak anführt:

… Kouchner betonte, Frankreich habe zwar Recht gehabt, als es sich der “miserabel geplanten” Invasion der USA und Großbritanniens widersetzte. Doch fügte er hinzu, die “internationale Gemeinschaft” hätte das irakische Problem anpacken sollen wo wie sie es im Kosovo getan hatte.

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Navigation

Letzte Woche saß ich an einer Predigt über Jeremia 29,11 und las zufällig auf The Ooze einen Post von Sonja Andrews, die auch fragte, wie man sich Gottes “Plan” vorzustellen hatte. Luther übersetzt bei Jeremia ja zum Glück “Gedanken”, das klingt schon offener.

Manch einer stellt sich Gottes Plan aber so vor wie ein Routenplaner aus dem Internet. Der hilft genau so lange, wie man sich penibel an ihn hält. Ist man einmal falsch abgebogen, kann man nur wieder zurück zum letzten bekannten Punkt. Sofern man den wieder findet…

Der Heilige Geist ist andererseits aber auch kein Navigationssystem, das uns vor jeder einzelnen Abzweigung idiotensicher anquatscht. Oft genug sind Gottes Richtungsangaben vage und grob – wozu schließlich hat er uns einen eigenen Kopf gegeben. Manchmal haben wir das Gefühl, viel zu wenig Anhaltspunkte zu bekommen. Ähnlich wie Harry Potter, der an den wenigen Anweisungen seines Meisters Dumbledore immer wieder einmal zu verzweifeln droht.

Dscf2559Gottes Weg ist kein schmaler Grat, wo man bei jedem Schritt vom Absturz bedroht ist und ein einziger Fehltritt das Leben kostet. Er ist sicher nicht einfach zu gehen und man kann ihn leicht verfehlen, wenn man immer dem Herdentrieb folgt. Das hat Jesus, denke ich, mit dem Bildwort vom breiten und schmalen Weg sagen wollen. Aber wenn wir einmal falsch abbiegen, findet er uns und begleitet uns zum Ziel.

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Schlimme Schatten

Vorletzte Nacht bin ich gegen 01:30 Uhr von lautem Gegröle geweckt worden. Irgendeine Horde brüllte sowas wie “Deutschland” minutenlang in der Gegend herum. Sie klangen aggressiv und besoffen. Ich hab mir etwas in die Ohren gesteckt und weitergeschlafen, nicht ohne mich etwas an die düsteren Auftritte der “Totesser” bei Harry Potter erinnert zu fühlen. Dass es so etwas im weltoffenen und intellektuellen Erlangen gibt, ist eine Schande.

Letzte Woche kam mir aus einem Supermarkt ein Typ entgegen, der ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift “Odin statt Jesus” in Fraktur trug. Vor einer Weile noch hätte ich das bizarre Erlebnis kopfschüttelnd übergangen, aber neulich berichtete die SZ über die NS-Black-Metal Szene in unserer Gegend. Deren Beobachtungen sind alles andere als beruhigend: In Gremsdorf (rund 20 km von hier) spielte jüngst “Absurd”, deren Ex-Drummer 1993 einen satanistischen Ritualmord begangen hat und nun erstmals wieder auf der Bühne stand. Eine eklige Mischung braut sich da zusammen:

Die Black-Metal-Szene spielt mit dem Feuer. Neonazi-Ideologen finden in Bayern hervorragende Bedingungen vor. Das größte heidnische Black-Metal-Festival in Deutschland findet ausgerechnet im katholischen Lichtenfels bei Coburg statt: Das Ragnarök-Festival zieht im Frühjahr rund 3000 Metaller an, die Wotan und Odin vergöttern sowie die Christen hassen.

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Transfair ≠ Transfair

Bisher habe ich bei Transfair an Produkte gedacht, für die die Erzeuger gerecht entlohnt werden. Doch nun hat sich eine Firma den Namen geklaut, um damit über Google Ads für eher zweifelhafte Leistungen zu werben, nämlich sozialverträglichen Personalabbau.

Mal abgesehen davon, dass die Namenswahl (wie auch die Website) nicht von überragender Kreativität zeugt, in Verbindung mit Personalabbau kann das auch leicht zynisch klingen. Keine gute Idee!

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Zu klein für dieses Land

Bei Ehrensenf habe ich heute den Link zu einer Seite von Newsweek gefunden, wo man die eigene Körpergröße mit dem Durchschnitt verschiedener Nationen vergleichen kann. Ich hatte das Nachsehen gegenüber den meisten Nordeuropäern, aber den Schweizer Schnitt habe ich geschafft. Sehr sympathisch.

Für meine Heimat bin ich 1,4 cm zu klein. Aber in England, Frankreich, Spanien und Italien wäre ich schon bei den Großen. Also: Auswandern?

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Also doch…?

Wasser auf die Mühlen der Und-die-Bibel-hat-doch-Recht-Fraktion gießt dieser Tage ausgerechnet der Klon-Betrüger Hwang Woo-Suk aus Korea. Wenn man der Zeit glauben darf, hat er nämlich ohne es zu wollen durch ein schlampig ausgeführtes Experiment die Möglichkeit der Jungfernzeugung beim Menschen bewiesen.

Leider bleibt das “wie” weiterhin im Dunkel. Theologen können mit diesem Rest-Geheimnis sicher gut leben und wenn man sich den Hintergrund der Klonerei vor Augen führt, kann man darüber ja auch aus pragmatischen Gründen nur froh sein.

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