Demütigungen und die Folgen

Ich schreibe diese Sätze von Zygmunt Bauman einfach mal hin – ohne Kommentar, der konkrete Bezüge herstellt, das überlasse ich jedem selbst in der Erwartung, dass es nicht allzu schwer fallen dürfte:

Menschen fühlen sich gedemütigt, wenn ‚ihnen brutal gezeigt wird, durch Worte, Taten oder Ereignisse, dass sie nicht sein können, wofür sie sich halten… Demütigung ist die Erfahrung, zu Unrecht, grundlos und gegen den eigenen Willen niedergedrückt, niedergehalten, zurückgehalten oder hinausgedrängt zu werden.‘ Dieses Gefühl erzeugt Groll.

… Die Schmach der Demütigung erzeugt Selbstverachtung und Selbsthass, die uns gewöhnlich überwältigen, wenn uns klar wird, wie schwach, ja unfähig wird sind, an der Identität unserer Wahl festzuhalten, an unserem Platz in der Gemeinschaft, die wir schätzen und die uns etwas bedeutet, und an der Art zu leben, die wir uns wünschen und die wir möglichst lange behalten wollen.

… Die Kettenreaktion führt von Ungewissheit über Ohnmachtsgefühle, Scham und Demütigung zum Ekel, Widerwillen und Hass gegen sich selbst und endet daher in der Suche nach einem Schuldigen ‚da draußen, in der Welt‘; nach diesem jemand, der noch unbekannt ist und keinen Namen hat, unsichtbar oder verkleidet ist, der sich gegen meine (unsere) Würde und Wohlergehen verschworen hat, und mich den stechenden Schmerz der Demütigung spüren lässt. Diesen jemand müssen wir dringend entdecken und ihm die Maske herunterzureissen, denn wir brauchen ein Ziel für unsere aufgestaute Wut.

… damit diese Entladung jedoch Erfolg haben kann, muss die ganze Operation alle Spuren persönlicher Rache sorgfältig verschleiern. Die enge Verbindung zwischen der Widerlichkeit und Verhasstheit des gewählten Ziels und unserer Frustration, die nach einem Ventil sucht, muss geheim gehalten werden. Wie auch immer der Hass zustande kam, wir ziehen es vor, sein Vorhandensein uns selbst und anderen um uns her dadurch zu erklären, dass wir ja die guten und edlen Dinge verteidigen, die sie – jene bösartigen und verachtenswerten Leute – herabwürdigen und hintertreiben;

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