Schöne smarte Welt

Auf der CES wurde kürzlich eine elektrische Zahnbürste vorgestellt, die einer Smartphone-App mitteilt, wann und wie intensiv die Zähne geputzt wurden. Wunderbar: Ab jetzt können die Eltern von dem Fernseher sitzenbleiben (wahlweise auch gern länger im Büro), ohne dass der Kinder Zahnschmelz darunter leidet (ich kann mir vorstellen, dass demnächst die Krankenkassen Zugriff auf die Daten beanspruchen oder bei NSA und BND anklopfen…).

So sieht das dann aus:

Ein paar Tage später aber las ich von einem intelligenten Kühlschrank, der als Teil eines Botnets enttarnt wurde, das massenweise Spams verschickte. Smart TVs sollen auch mit von der Partie gewesen sein. Demnächst bestimmt auch Kaffee-Vollautomaten. Gestern schließlich war von 16 Millionen E-Mail-Konten die Rede, die gehackt wurden. Sascha Lobo nennt Smartphones konsequenterweise nun „Premiumwanzen“.

Heute morgen schließlich blieben, natürlich exakt zum späten Anmarsch des diesjährigen Winters, die Heizkörper im Haus kalt. Hat jemand die smarte Steuerung manipuliert? So weit scheint es noch nicht zu sein, ein Monteur soll schon an der Fernwärmeleitung werkeln. Ich geh jetzt zum Aufwärmen erst mal ins Büro.

Bisher hätte man die Verknüpfung einer solchen Panne mit unerlaubten Gedanken oder kritischen privaten Äußerungen im privaten Rahmen als magisches Denken bezeichnet, das für ein bestimmtes Entwicklungsstadium normal ist  (Kind „war böse“ – Meerschweinchen wird krank – Kind gibt sich die Schuld), von dem man sich als Erwachsener aber lösen muss. Inzwischen erscheint es aber durchaus vorstellbar, dass ein unbekannter Überwacher (ob Mensch oder Computer) mir die Wärme abdreht, weil ich durch irgendeine Äußerung negativ aufgefallen bin. Anders gesagt: die Wirklichkeit selbst wird wahnsinnig, zumindest sofern sie sich digital beeinflussen lässt.

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