Ein Sch…tag kommt selten allein

Rückblickend würde ich sagen: Wenn jemand bei diesem trüben Wetter mit verspiegelter Sonnenbrille im Frida-Supermarkt herumläuft, muss man eigentlich misstrauisch werden. Der Typ an der mittäglich geschäftigen Kasse war eindeutig auf Krawall gebürstet. Er hatte fünf identisch aussehende Flaschen Bier aufs Band gelegt und erklärte der armen Kassiererin, zwei davon würden 87 Cent kosten (da aus dem Kühlschrank) und drei 82 Cent, die seien warm.

Der Barcodescanner hatte erwartungsgemäß keinen Temperaturfühler und berechnete einheitlich 87 Cent. Der Mann mit der Puck-Brille bestand auf einer Kontrolle der Preisschilder am Regal durch die Geschäftsführerin, dann auf einer Stornierung der Eingabe und der Auszahlung der fälschlich berechneten 15 Cent. Zur – bemerkenswert gelassenen – Dame an der Kasse sagte er in oberlehrerhaftem Tonfall:

„Ich weiß sie können nichts dafür. Aber wenn ich einen Scheißtag habe, dann habe ich ihn nicht allein!“

Nachdem er – die Schlange wurde inzwischen länger und länger – endlich seinen sagenhaften Gewinn eingestrichen hatte, kontrollierte er den Kassenzettel ein zweites Mal und fing schon an, erneut zu reklamieren, bis ihm auffiel, dass sich diesmal tatsächlich er selbst getäuscht hatte. Er verließ den Laden langsam und beim Hinausgehen holte ich ihn ein, klopfte ihm auf die Schulter, gratulierte zu dem beeindruckenden Auftritt an der Kasse und schwor mir im Stillen: Das nächste Mal schalte ich schneller, verderbe ihm das Spiel und zahle die 15 Cent selber.

Hoffen wir mal, dass er heute niemandem mehr begegnet, der noch einen schlimmeren Scheißtag hatte als er…

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Alles ist unterwegs

Andrea Schwarz vergleicht in Eigentlich ist Weihnachten ganz anders: Hoffnungstexte unsere vorweihnachtliche Eile mit dem biblischen Eilen der verschiedenen Akteure rund um Jesu Geburt (Weise, Hirten, Engel und natürlich Josef und Maria auf dem Weg, der Flucht, später dem Rückweg). Und schreibt dann:

Es gibt ein Unterwegs-Sein, damit das Fest so schön wird wie letztes Jahr, damit man allen Erwartungen gerecht wird, damit bloß kein Streit entsteht, damit alle zufrieden sind – oder anders gesagt: damit alles so bleibt, wie es ist.

Und es gibt ein Unterwegs-Sein, weil in mir etwas in Bewegung gekommen ist, weil da etwas Neues geschieht, weil es eine Verheißung gibt, eine Zusage, eine Hoffnung, ein Licht, einen Stern – oder anders gesagt: damit nichts so bleibt, wie es ist. […]

Die spannende Frage scheint zu sein:

Sind wir unterwegs um sitzen zu bleiben oder um neu aufzubrechen?

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