Schweigen und Schauen

Es ist einer unter vielen Berichten dieser Art: Der Zeit-Journalist Wolf Alexander Hanisch zieht sich in ein Kloster zurück, diesmal nicht La Grande Chartreuse, wo Die große Stille aufgenommen wurde, sondern Santa Maria de Poblet in Spanien. Und dort macht er Erfahrungen wie viele andere, die vor ihm die Stille gesucht und einen neuen Kontakt zur Wirklichkeit darin gefunden haben.

Wie er das erlebt, ist trotzdem schön zu lesen. Hier zwei kurze Auszüge:

Das Schweigen, erklärt Prior Lluc, diene jedoch allein dazu, Gott schauen und hören zu können. […]

Spätestens nach vier Tagen merke ich, wie das Routinekorsett meine Gedanken weiter ausschwingen lässt. Wie es mich von den taktischen Wahrheiten des Alltags weglenkt und zum Wesen der Dinge führt. Es sind Momente von distanzloser Klarheit.

In der Abwesenheit von Streulicht beginnt man anders und besser zu sehen. Und so schließt Hanisch mit einer bildhaften Aussage, die unsere Alltagswelt eher pessimistisch darstellt:

Ich starre ins Sternengefunkel und denke an einen bekannten Witz. Ein Mann sucht einen Schlüssel im Laternenschein. Ein zweiter hilft ihm eine Zeit lang und fragt dann, ob er den Schlüssel auch wirklich hier verloren habe. Nein, entgegnet der erste, verloren habe er ihn woanders. Aber hier sei besseres Licht. So kommt mir nun der Mensch dort draußen vor, wo in der Ferne die Windräder blinken. Er sucht sein Glück im Hellen. Doch zu finden gibt es da nichts. Der Schlüssel liegt im Dunkeln.

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