Gott und die „säkulare Jugend“

Und noch ein Statement aus der islamischen Welt, weil es gerade so spannend ist. Heute berichtet die FAZ über den Hintergrund der Proteste in Kairo unter anderem dies:

Einer der Muslimbrüder sagte auf dem Tahrir-Platz, immer habe er geglaubt, Gott habe die Muslimbruderschaft beauftragt, das Regime zu stürzen. Nun aber sehe er, dass Gott damit die säkulare Jugend beauftragt habe. Offenbar müssten die Islamisten bescheidener sein und diese säkulare Jugend als Partner akzeptieren, leitete er daraus ab.

Hut ab vor der Einsicht! Wenn sich das mit der Bescheidenheit mal in allen christlichen Kirchen so gründlich durchsetzen würde. Oder bei den Mullahs im Iran!

Inzwischen teilen die Ägypter ihre Erfahrungen mit anderen Aktivisten. Die Hoffnung dabei ist groß:

Wenn Gruppen wie unsere in anderen Ländern auf die Straße gehen und sie ausdauernd sind wie wir, könnte dies das Ende aller Regime bedeuten.

Und Europa? Das denkt erst mal daran, wie man Flüchtlinge abschreckt und „brutalstmöglichst“ wieder los wird, anstatt zu akzeptieren, dass man entweder jetzt für einen Wandel zu Demokratie und Humanität zahlt, oder die nächsten paar Jahrzehnte Geld für Auslandseinsätze oder steigende Energiepreise hinblättert, falls der Suezkanal dicht ist oder andere Schockwellen uns erreichen.

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Die leidige Kritik

Das kommt mir doch bekannt vor: Fromme Muslime müssen beim Studium der Islamwissenschaften an deutschen Unis erst mal einen kleinen Kulturschock verdauen und lernen, „zwischen eigenem religiösen Empfinden und der wissenschaftlichen Betrachtung zu unterscheiden“, berichtet die Zeit heute.

Allmählich gewöhnen sich die meisten daran. Trotzdem ist kritische Exegese unter Doktoranden anscheinend deutlich unpopulärer als eine Dissertation über historische und literarische Fragen. Manche lehnen sie auch rundweg ab. Einer Studentin etwa

… graut es vor dem Koranexegese-Seminar, in dem es um die wissenschaftliche Diskussion des heiligen Buches geht. Sie sagt, dass ein Nichtmuslim den Koran gar nicht korrekt erklären könne. Würde er den Koran nämlich verstehen, wäre er längst konvertiert, wäre also Muslim.

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