Nicht von dieser Welt?

Ab und zu begegnen mir Menschen, die im Blick auf Gott alles ganz genau wissen. Wie er über dieses und jenes denkt, wann wie er im einzelnen die Welt gemacht hat, wen er mag und wer bei ihm nichts zu lachen hat, und so weiter. Gott scheint für sie ein weitgehend gelüftetes Geheimnis zu sein. Als wäre er ein großes Zahnrad im Inneren dieser Welt, das dafür sorgt, dass alles in den Bahnen berechenbarer Ordnung verläuft.

Die Bibel dagegen ist das große Geheimnis. Auf mysteriöse Weise ist sie vom Himmel direkt in die Feder ihrer Autoren geflossen und obwohl sich manches widersprüchlich liest und geschichtlich nach unseren heutigen Maßstäben nicht immer zu hundert Prozent plausibel klingt, obwohl hier und da manche befremdliche Moralvorstellungen aufblitzen, ist sie kein Gegenstand dieser Welt, sondern man muss ihr mit unbedingter Unterwerfung begegnen und darf keine kritischen Fragen stellen.

Das nämlich wäre sündiger Relativismus und dann bekäme man es mit Gott zu tun. Schließlich ist es sein Job, die Autorität der Bibel zu schützen. Noch Fragen?

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„Missionserfolge“

Ein Newsletter flattert in die Inbox und jemand berichtet von einem Afrika-Einsatz. Unter vielen anderen Erfolgsmeldungen lese ich dort:

Dieses junge Mädchen kam nach dem Morgenseminar nach vorne und bezeugte, dass Jesus während des Gottesdienstes zu ihr sprach, dass sie nicht mehr stehlen soll. „Ich war eine Diebin und war schon im Gefängnis dafür“, sagte sie. „Ich musste immer stehlen. Jetzt bin ich frei“.

Und denke mir: Wir alle wissen, wie leicht es ist, nach einer ergreifenden Predigt und in einer bewegten Veranstaltung sich zu guten Vorsätzen aufzuraffen. Manche davon sind tatsächlich von Dauer, aber längst nicht alle. Der Vorsatz allein ist noch kein Erfolg. Wenn das so wäre, sähe ganz Afrika anders aus. In Kapstadt hatte es jemand als „over-evangelized“ bezeichnet.

Ich wünsche der jungen Frau von Herzen, dass sie die Kraft hat und Unterstützer findet, das durchzuziehen. Wir können auch dankbar sein für den guten Vorsatz. „Jetzt bin ich frei“ scheint mir hier eher Ausdruck einer Hoffnung als Beschreibung eines Zustands zu sein. Man sollte ihn nicht im letzteren Sinn missverstehen.

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