Und tschüss?

Ist es der Käßmann-Effekt? Rücktritte kommen in Mode – wer hätte das vor einem Jahr vermutet. Eben Koch, nun Köhler. Sind unsere Politiker zu empfindlich geworden oder behandeln wir sie zu schlecht?

Ich mochte Horst Köhlers nachdenkliche und manchmal auch kritische Worte. Seine Kapitalismuskritik war wichtig und mutig. Er ist ein freundlicher und integrer Mann. Richtig souverän fand ich ihn trotzdem nie in diesem Amt – vielleicht liegt das an seinem etwas hausbackenen Redestil. Wie ein Politiker hat er jedenfalls nie geredet, und in dem umstrittenen Interview hat er nicht unbedingt sehr umsichtig formuliert. Klar hagelt es da Kritik. Und klar hat er es nicht so gemeint, wie seine Kritiker unterstellten.

Aber hey – jeder Prediger muss damit leben und jeder Blogger auch, dass uns nicht jeder Kommentar schmeckt und dass Dinge ganz anders ankommen, als wir uns das wünschen. Mit dem hastigen Abgang hat er nun vor allem die Kanzlerin brüskiert. Und die kollektive Lena-Euphorie ist jäh verflogen. Deutschland hatte endlich einen Grund, sich mal wieder richtig gut zu fühlen! Jetzt ist die Krisenstimmung zurück. Mehr Widerhall hätte der Paukenschlag kaum erzeugen können.

Eine Sache würde ich jetzt gern allen Lesern vorschlagen: Können wir den Leuten, die eine Aufgabe – sei es in der Kirche, der Politik oder im sozialen Bereich, aber gern auch Müttern und Vätern – in kritischen Zeiten und unter persönlichen Anfeindungen gut und treu erfüllt haben, mal richtig Danke sagen? Können wir sie mal ganz deutlich spüren lassen, dass die Opfer, die sie dabei bringen, gewürdigt werden und dass ihr Einsatz sich lohnt?

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