When I’m sixty-four

Es sind zwar noch 20 Jahre hin, aber vielleicht kann man mit diesem Gebet einer alt(ernd)en Nonne gar nicht früh genug anfangen:

Herr, du weißt besser als ich, dass ich alt werde und eines Tages tatsächlich alt bin. Bewahre mich davor, geschwätzig zu werden und besonders vor der fatalen Angewohnheit zu meinen, ich müsse immer zu allem etwas zu sagen haben. Angesichts des gewaltigen Schatzes meiner Weisheit scheint es ein Jammer, wenn ich sie nicht nutze.

Mache mich nachdenklich, aber nicht launisch. Lehre mich die herrliche Lektion, dass es gelegentlich sein kann, dass ich mich irre. Lass mich einigermaßen liebenswert bleiben. Ich will keine Heilige werden – mit manchen von ihnen hält man es nur schwer aus – aber eine versauerte alte Frau ist ein Glanzstück des Teufels. Befreie mich von der Sucht, die Angelegenheiten aller anderen zu regeln. Halte meine Gedanken frei von der Aufzählung endloser Einzelheiten – gib mit Flügel, damit ich zum Punkt komme.

Ich bitte um genügend Gnade, den schmerzlichen Geschichten anderer zuzuhören. Hilf mir, sie geduldig zu ertragen. Aber versiegle meine Lippen, wenn es um meine Schmerzen und Wunden geht – sie sind interessant und meine Vorliebe, sie aufzusagen, wird mit den Jahren immer süßer. Aber du weißt, Herr, dass ich am Ende noch Freunde haben möchte.

(via Sacred Space)

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