Einfach der Lust folgen

Franz Jaliczs über geistliche Begleitung und die wichtige (aber in Zeiten von „Schluss mit lustig“ unpopuläre) Frage, wozu jemand – zumal der pflichtbewusste Mensch – denn nun eigentlich Lust hat:

Diese innere Neigung, die wir Lust oder Freude nennen, fasst die lebenswichtigen Faktoren zusammen und zeigt die Summe der inneren Bestrebungen; deshalb können wir sie als den Ausdruck des Willens Gottes erkennen, falls sie auch die erhabeneren Wünsche einschließt und nicht nur niedrigere Empfindungen, wie die Bequemlichkeit und die Faulheit. Letzten Endes ist diese Veranlagung, die wir Lust nennen, der Ausdruck aller unserer Neigungen und Überlegungen. Ihr gehört das letzte Wort vor einem verantwortlichen Entschluss. Es ist sehr vorteilhaft, nach ihr zu fragen und ihr Bedeutsamkeit beizumessen, damit sie offenbar wird. Wozu wir Lust haben, gibt unserem Entschluss Sicherheit und verstärkt das Gefühl der Freiheit.

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Weisheit der Woche: Soteriologie und Soziologie

Immer wieder wird ja zwischen Gottes Wirken (vertikal) und menschlichen Auswirkungen (horizontal) unterschieden, aber so richtig trennen lässt sich die Soziologie von der Soteriologie (d.h. der Lehre von der Erlösung) nicht, schreibt Tom Wright im Blick auf Paulus:

… die Soteriologie selbst ist für Paulus in dieser Hinsicht „horizontal“, dass sie mit Gottes Absichten innerhalb der Geschichte zu tun hat, während die Soziologie für Paulus vertikal ist, weil die eine multi-ethnische Familie, die durch den Messias konstituiert wird und in der der Geist wohnt, der Welt als ein mächtiges Zeichen dienen soll, dass Israels Gott, der Gott Abrahams, ihr Schöpfer, Herr und Richter ist.

Tom Wright, Justification, S. 106

Gerechtfertigt zu sein bedeutet also nicht nur, die Qualifikation für „den Himmel“ in der Tasche zu haben, sondern zu diesem bunten Haufen von Menschen quer durch alle (Sub-) Kulturen, sozialen Schichten, Rassen und Geschlechter zu gehören, der dem Messias in seiner Mission nachfolgt, und dem die Botschaft der Versöhnung und Hoffnung für alle Menschen aufgetragen ist und der sich daher von alten Grenzziehungen nicht mehr aufhalten lassen darf.

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