Playmobilderverbot

Passionszeit ist Leidenszeit: Pfarrer Markus Bomhard hat Ärger mit Playmobil bekommen, weil er die Figuren des Herstellers für manche Szenen seiner playmo-bibel verändert hat. Dagegen durfte Harald Schmidt, wie die SZ süffisant anmerkt, unbehelligt den Spielzeugmännchen einen Hitlerbart anmalen. Und Weihnachtskrippen verkauft die Firma aus Zirndorf sogar selbst. Nur Eva und Adam  (in selbigem Kostüm) gab es dort noch nicht und für die Kreuzigungsszene musste Bomhard die Arme des „Darstellers“ etwas hinbiegen.

Bei Geobra Brandstätter war man offenbar not amused. Inzwischen steht alles (?) unter einem neuen Domainnamen im Netz. Vielleicht meldet sich demnächst noch der Kamerahersteller, mit dessen Ausrüstung die Bilder gemacht wurden, und protestiert? Oder wenn (zugegeben: das wäre eine blöde Retourkutsche) die Bibelgesellschaft Playmobil untersagt, Weihnachtskrippen herzustellen? Sachen gibts…

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Frühling mit Frost!

Die Tage mit Michael Frost waren ein echtes Highlight. Demnächst wird einiges von der Konferenz in Aarau online zu hören sein, aber wer es noch einrichten kann, sollte diese Woche in Essen vorbeischauen.

Michael sprach über missionale Gemeinde und fragte, was geschieht, wenn man nicht mehr wie bisher den Gottesdienst zum organisierenden Faktor des Gemeindelebens macht, sondern die gemeinsame Sendung. Und dann die anderen Grundfunktionen von Kirche – es sind vier: Gottesdienst (worship), Gemeinschaft (community), geistliche „Bildung“ (formation), Sendung (mission) – um die Sendung herum gruppiert.

Das führt direkt zu Fragestellungen wie: Zu wem sind wir gesandt? Wer geht mit mir? Wo begegnen wir diesen Menschen? Wie könnte/müsste/würde die universale Herrschaft Gottes bei diesen Menschen konkret aussehen?

Mike vermittelt diese Dinge authentisch, lebhaft und leidenschaftlich. Wer Alan Hirschs Ausführungen manchmal als etwas abstrakt und schematisch empfand, findet bei Mike einen gesunden Pragmatismus, der gleichwohl theologisch gründlich reflektiert ist. Sehr wohltuend war auch, dass Michael nicht die „ich-bin-missional-aber-nicht-emergent“-Karte gespielt hat. Ich denke, in Aarau ist bei vielen der Funke übergesprungen. Vielleicht kommt nun der missionale Frühling für Deutschland und die Schweiz. Hoffentlich dauerhaft!

Peter_Michael_III.jpg (Vielen Dank für das Foto an Mike Bischoff)

PS: Wer nicht nach Essen kann, kann jetzt – ganz neu – auf Deutsch Der wilde Messias: Mission und Kirche von Jesus neu gestaltet lesen.

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Propheten des 21. Jahrhunderts

Die Zeit interwiewt den Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber aus Potsdam. Manches davon liest sich wie ein Gespräch mit dem Propheten Jeremia, nur dass der Feind nicht die Babylonier sind. Denn er sieht, wie seine Zeitgenossen auf eine Katastrophe zusteuern (und sitzt selbst mit im Boot, zumal als Vater eines kleinen Jungen, der gut noch das Jahr 2100 erleben könnte). Er warnt und mahnt, aber das ist alles, was er tun kann. Er beobachtet, wie Menschen die Krise mit Symptomkosmetik behandeln wollen oder komplett ignorieren, wie (von den Mächtigen gut bezahlte) falsche Propheten die Leute beruhigen wollen und zusätzlich Verwirrung stiften. Er weiß, dass sich die Tür für einen Ausstieg aus der Klima-Apokalypse bald schließen wird, und mitten in dem allen hofft er fast schon verzweifelt immer noch selbst darauf, dass er sich täuscht – dass er irgend etwas übersehen hat und es doch nicht so schlimm kommt, wie er jetzt mit guten Grund annimmt.

Ich wollte hier eigentlich ein paar Zitate einfügen, aber es steckt derart viel Sprengstoff in diesem Text, den muss man ganz lesen und sich davon beunruhigen lassen. Der Titel „Manchmal könnte ich schreien“ sagt eigentlich alles.

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Lebensweisheiten (2)

Den folgende Gedanke ist nicht nur im Blick auf die Wirtschaft von Bedeutung, sondern könnte auch manchen Gemeindewachstums- und Erweckungsphantasien als gesunde „Erdung“ dienen:

Die Natur lebt uns vor, wie gesundes Wachstum funktioniert. Nichts in der Natur wächst ungebremst jedes Jahr um 30 Prozent! Im Körper heißt Wachstum auf Kosten von der Umgebung Krebs, und wenn man sich die Erde auch als ein lebendiges Wesen vorstellt, ist es gut, wenn die kapitalistische Raubbaumentalität einen Dämpfer bekommen hat.

Eckart von Hirschhausen in der Welt

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Geistreiches Spiel

Ich bin den dritten Tag am Übersetzen von Michael Frost bei der IGW Konferenz in Aarau. Es ist anstrengend, aber es hat auch etwas Spielerisches – das Warten auf die nächste Herausforderung, auf die ich innerhalb von Sekunden reagieren muss. Eine Art Gehirnjogging mit Publikum, oder eine Sprachversion von Speed.

Ab und zu ist es eine an mein Gedächtnis: Mike hat einen oder mehrere lange Sätze gesagt, kann ich mich noch an alles erinnern? Dann ist es eine akustische: Er dreht sich gerade weg und ich verstehe nur mit Mühe, was er sagt. Gerade noch rechtzeitig setzt mein Hirn die Laute richtig zusammen. Manchmal eine prophetische: Um einen Halbsatz richtig wiederzugeben, muss ich raten, wie es vermutlich weitergehen wird. Dann eine kulturelle: Wer war Guy Fawkes? Und natürlich eine sprachliche: was sind angemessene Begriffe, wie kommt ein Witz am besten rüber, welche deutsche Redewendung entspricht der englischen, die ich gerade höre.

Jedes Mal, wenn es klappt, freue ich mich wieder und bin motiviert. Jedes Mal, wenn mir etwas misslingt, mache ich eine geistige Notiz und nehme mir vor, beim nächsten Mal besser zu sein. Das Anstrengendste aber ist das Stehen auf dem harten Fliesenboden. Ich finde, Gemeindesäle brauchen ein Holzparkett, das federt – und die Akustik ist auch besser (dann muss der Schlagzeuger auch nicht ins Plexiglas-Aquarium).

Ein Vortrag steht noch aus, gleich hole ich mir noch einen Espresso. Der ist – Kompliment an die Veranstalter – sogar fair gehandelt.

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Schlaumeiereien dies- und jenseits des Rheins

Nachdem ich diese Woche ein paar Tage in der Schweiz verbringe, habe ich mich gefragt, wie ich vermeiden kann, dort als hässlicher Deutscher aufzufallen – neuerdings scheint das ja wieder mal ein Problem zu sein. Bemerkenswert fand ich den Kommentar des Schweizer Schriftstellers Axel Campus in der SZ zum Thema deutsche Kavallerie und Alpenindianer:

Und eines muss jeder aufrichtige Schweizer zugeben: dass Steinbrück in der Sache recht hat. Selbstverständlich weiß jeder Schweizer, dass das Bankgeheimnis in seiner bisherigen Form den Steuerbetrügern dient – nicht nur, aber auch. Jeder weiß, dass es nicht recht ist, wenn reiche Leute ihre Steuern nicht bezahlen, und unausgesprochen ist allen klar, dass die schweizerische Unterscheidung zwischen Steuerhinterziehung und Steuerbetrug eine Schlaumeierei war – eine Schlaumeierei, die man aufrechterhielt, solange es eben ging, um auf Kosten der Nachbarn so lange als möglich so viel wie möglich zu profitieren.

Da war ich dann schon etwas beruhigt. Aus Liechtenstein, so war heute auch zu lesen, wurde ein Priester nach (wegen?) kapitalismuskritischen Predigten nach Südamerika versetzt.

Ganz nebenbei habe ich beim Herumklicken dort auch einige Aussprüche von (und über) Deutschlands vermutlich dümmsten Kaiser gelesen – damit man als Deutscher schön demütig bleibt. Da finden sich nämlich Weisheiten wie diese:

Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung.

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Doch Professor werden?

Heute fuhr ich mit dem Rad vom Wunschkirche-Stand am Marktplatz zum Büro, um Material zu holen. Unterwegs fiel mir auf, dass ich meine Handschuhe nicht in der Jackentasche hatte. Waren sie etwa herausgefallen? Ich drehte auf der Stelle um und radelte den Weg zurück, um zu sehen, ob sie irgendwo auf der Straße lagen.

Fehlanzeige. Vielleicht hatte ich sie ja doch am Stand liegen lassen, da konnte ich später ja noch einmal suchen in den Kisten. Ich fuhr zum Büro, und als ich dort das Rad abstellen wollte, fand ich die Handschuhe. Ich hatte sie auf den Gepäckträger geklemmt…

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Lebensweisheiten

Heute von Wolfgang Schäuble zu Tugenden, die die Wirtschaftkrise vielleicht verhindert hätten:

… ich schrieb meine Doktorarbeit über Wirtschaftsprüfer. Bei der Recherche hatte ich ein bleibendes Erlebnis. Ich fragte den Vorstand einer großen Gesellschaft, wie er Leute aussucht. Er sagte, er beobachte, ob sie auch mal großzügig sind, ob sie mal am Lotteriestand des Roten Kreuzes ein Los kaufen. Wenn sie zu kleinlich sind, zu sehr am eigenen Geld interessiert, stellt er sie nicht ein. Eine gewisse Distanz zur Mehrung des Vermögens ist wichtig.

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Christen in der Krise

Tom Sine fragt im Leadership Journal, ob unsere Gemeinden auf eine Rezession eingestellt sind. Natürlich lässt sich nicht alles 1:1 in den deutschen Kontext übertragen, wir hatten zum Beispiel bisher weniger Probleme mit einer „survivalist mentality“. Um die Jahrtausendwende seien viele Christen der Angstmache auf dem Leim gegangen und hätten sich mit Waffen und Trockenfutter in irgendwelche Berghütten geflüchtet, statt daheim zu bleiben und sich um ihre Nachbarn zu kümmern. Seit Katrina aber haben die Gemeinden dazu gelernt.

Ob es nun die Wirtschaft ist, ein Amoklauf oder eine Naturkatastrophe, ich denke, Sines Appell, eine Art Katastrophenplan (klingt schon schrecklich, ich weiß) aufzustellen, verdient auch bei uns Gehör. Er nennt dazu sechs Punkte:

  1. Rechtzeitig planen
  2. Eine Koordinierungsstelle einrichten
  3. Sich mit anderen Organisationen abstimmen und vernetzen
  4. Die eigene Gemeinde gut kennen (Stärken, Schwächen, Ressourcen, Nöte)
  5. Die Lage am Ort gut kennen
  6. Freiwillige trainieren, wie sei Familien während einer Krise helfen und sie an die richtigen Stellen weiter vermitteln können

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Bloß keine Hilfe, bitte…?

Zur aktuellen Diskussion, ob Tim K. aus Winnenden in psychiatrischer Behandlung war, merkt Barbara Vorsamer in der SZ heute an, dass es für Männer immer noch ein Tabu ist, sich bei psychischen Problemen helfen zu lassen. Landen aus lauter Angst vor der „Klapse“ viele dann im Knast?

… es ist sicher kein Zufall, dass die Mehrheit der Patienten in psychologischer Behandlung Frauen sind – die Insassen eines Gefängnisses jedoch mehrheitlich männlich. Aktuellen Studien zufolge sind nur bis zu fünf Prozent der Insassen weiblich.

… Es ist Zeit, sich von der Vorstellung zu lösen, psychisch Kranke seien nicht krank, sondern willens- und geistesschwach. Es ist Zeit, Psychotherapie so normal zu finden wie Operationen und Antibiotika. Dann können sich vielleicht auch irgendwann Jugendliche, die das Leben nicht mehr aushalten, helfen lassen – bevor sie zur Waffe greifen.

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Welch (s)eine Einsicht…

Genau betrachtet ist Shareholder-Value die blödeste Idee der Welt. Shareholder-Value ist ein Ergebnis, keine Strategie, die wichtigsten Interessensgruppen sind die eigenen Mitarbeiter, die eigenen Kunden und die eigenen Produkte.

Jack Welch, ehemals CEO von General Electric diese Woche in der FTD

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