China-Koller

Nun auch noch die Milch. Die Chinesen kaufen uns das Öl weg, verdrängen uns vom Thron des Export-Weltmeisters, bauen bald mehr Autos als die Japaner und schaden dem Weltklima. Und die Inder, die auf unsere Greencards pfeifen, sind ihnen (mit gesunder Milch gedopt) hart auf den Fersen. Wie sollen mickrige 82 Millionen Deutsche dieser Milliarden-Übermacht trotzen?

Ist die gelbe Paranoia dem Sommerloch geschuldet? Zum Teil vielleicht. Aber wir könnten ja mal von unseren kleineren Nachbarn wie der Schweiz lernen, wie man im Schatten größerer Nachbarn gut lebt. Und unseren Bauern gönnen, dass die Chinesen die Preise wieder aus dem Keller geholt haben, in die unsere Discounter sie viel zu lange gedrückt hatten.

Wenn jetzt nur noch jemand den Methan-Ausstoß der Rindviecher regeln würde…

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Masterstück

Da kann man nur gratulieren: Peter Müller hat mit seiner Masterarbeit “Columbans Revolution” den Förderpreis des IGW gewonnen. Ab September wird der Text dort als PDF verfügbar sein.

Er geht der Frage nach, warum die Iren um Columban hier in Mitteleuropa eine so durchschlagende Wirkung hatten mit ihrer Mission. Ich habe schon einen Blick hinein werfen können und die anregende Lektüre genossen, so ein Preis kommt ja nicht von ungefähr. Wer auf der Suche nach alternativen, relevanten Gemeindeformen ist, wird von diesem Stück Kirchengeschichte sicher profitieren.

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Wahre Ungewissheiten

… das Gebet zieht uns weg von der Beschäftigung mit uns selbst, ermutigt uns, vertrautes Gelände zu verlassen, und fordert uns heraus, eine neue Welt zu betreten, die unser Herz und Verstand mit seinen engen Grenzen nicht fassen kann. Gebet ist daher das große Abenteuer, weil der Gott, mit dem wir eine neue Beziehung eingehen, größer ist als wir und alle unsere Berechnungen und Vorsichtsmaßnahmen missachtet. Die Bewegung vom Wunschdenken zum Gebet fällt schwer, weil sie uns von falschen Gewissheiten zu wahren Ungewissheiten führt, (…) von den vielen “sicheren” Göttern zu dem Gott, dessen Liebe keine Grenzen hat.

Henri Nouwen

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Wieder 17

Es ist das Sommerfest meiner alten Schule, die inzwischen drei meiner Kinder besuchen. Als ich das Gebäude betrete, ist da sofort dieser vertraute Geruch aus alten Zeiten. Eine ganz besondere Mischung aus Staub, Putzmittel, Teenager-Schweiß, angegilbten Büchern, Bananenresten oder Leberwurstbrot ganz unten in den Schultaschen und vielem mehr.

Nichts setzt Erinnerungen so abrupt in Gang wie ein Geruch: Ein paar Sekunden lang bin ich wieder 17. Ich fühle mich zumindest so. Nur ein paar Sekunden, dann lässt die Illusion nach. Ich gebe mir einen kleinen Ruck und gehe zur Theatervorführung meiner Jungs, um die Falten im Gesicht der anderen Eltern zu sehen und mich an die eigenen grauen Haare erinnern zu lassen. Und danach in den Schulhof zum Bratwurststand. Den unverwechselbaren Geruch habe ich immer noch in der Nase, aber nur ein bisschen.

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Doofing

Unglaubliches passiert bei der Tour der France. Wie kann man nur meinen, gedopt eine Etappe zu gewinnen und damit durchzukommen? Offenbar leidet bei fortgesetztem Dopen irgendwann auch das Hirn. Aber das scheint den Helfern und auch den betreffenden Ärzten nicht so wichtig zu sein wie die Beine.

Dass “die Kontrollen funktionieren” ist bei derartigen Resultaten nur ein schwacher Trost.

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Unterhaltsames Experiment

Das wäre mal eine Studie für das IEEG oder das Institut Empirica: Der kanadische Radiotalker Drew Marshall hat das Five Churches Experiment durchgeführt. Für 500 $ fand er per Zeitungsannonce zwei Versuchskaninchen. Taylor und Sabrina besuchten fünf Gemeinden bzw. Gottesdienste in Toronto und schilderten dann ihre Eindrücke in diesem Blog.

Nun ist Toronto nicht Deutschland. Trotzdem lohnt es sich, die Einträge über The Sanctuary zu lesen – die Gemeinde, die mit Abstand am besten bewertet wurde. Der Rest an intelligenten Beobachtungen wirft einige Lacher und jede Menge Kopfschütteln ab, aber weniger positive Anstöße. Ein Zitat von Sabrina kann ich mir trotzdem nicht verkneifen:

I must say that in my notes at this point, I wrote: “I haven’t heard this much repetition since I accidentally watched an episode of the Teletubbies”.

(Gefunden auf: Out of Ur)

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Aufräumen angesagt

Auch am zweiten Tag nach der Flut ist in den betroffenen Straßen und Ortschaften noch viel zu tun. Morgen früh wird in Baiersdorf der Sperrmüll abgeholt. Sie werden eine Weile damit beschäftigt sein, die muffelnden Berge aufzuladen:

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Wir waren immer ein wenig unglücklich, dass unser Keller so klein ist. Jetzt ahnen wir, dass das auch seine gute Seiten haben kann…

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Der Dalai Lama als Medienphänomen

Die Zeit bringt heute einen erfrischend geschrieben Kommentar von Ulrich Schnabel über den Auftritt des Dalai Lama in Hamburg, in dem sie fragt, wie man inhaltlich so simpel und ziemlich konventionell denken und reden kann (das haben einige auf meinen letzten Post hin angemerkt), und trotzdem eine so große Begeisterung wecken (das war die Frage, die mich beschäftigt hatte). Ist der Mann ein reines Medienphänomen, und wenn ja, warum? Hier zwei Zitate:

Vom inneren Frieden spricht er, von seinem Wunsch, zu einer glücklicheren Zukunft der Menschheit beizutragen, oder davon, dass Toleranz ein Zeichen von Stärke sei, Gewalt aber ein Zeichen von Schwäche. Weisheitssprüche eben, wie man sie heute auf jedem Schlüsselanhänger und Teebeutel lesen kann. Und doch ist das Publikum sichtlich bewegt. Denn die wichtigste Botschaft des Dalai Lama teilt sich nonverbal mit: Hier sitzt ein Mensch, der an all das wirklich glaubt, der tief von der Güte des Herzens überzeugt ist – auch wenn es in seinem Leben eigentlich genug Gründe gab, daran zu zweifeln.

Sicher ist, dass sich der Dalai Lama hervorragend auf die heikle Balance zwischen politischer und religiöser Weisheit versteht. Selbst für George W. Bush findet er wohlwollende Worte. (…) Und dazu lacht Buddhas Stellvertreter so herzlich, dass sich das Hamburger Publikum verblüfft fragt, ob es nun eigentlich einen weisen Narren oder nur einen närrischen Weisen vor sich hat.

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Der Dalai Lama und die Frauen

Während aus Rom wenn schon nicht ökumenische Eiszeit, dann doch eher Stillstand vermeldet wird und so progressive Ideen wie die lateinische Messe ausgemottet werden (für die es garantiert ein Nischenpublikum gibt, aber eben kaum mehr), sammelt der Dalai Lama Sympathiepunkte mit seinem Anlauf zur Gleichberechtigung von Frauen und schlägt den Papst in der Gunst der Deutschen (wäre er nicht nur ein Symbol des friedlichen Widerstands, sondern müsste er als “Gottkönig” Tibet tatsächlich regieren, wäre das womöglich eine andere Geschichte).

Was ich allerdings nicht kapiert habe, ist die Logik der Wiedergeburt. Nachdem sich nun in seinem Bereich des Buddhismus ein Konsens für Frauen abzeichnet, schließt der Dalai Lama nicht aus, dass er eine Nachfolgerin haben könnte und wenn sich die politischen Verhältnisse nicht ändern, sagt er, könne der oder die Neue nicht aus Tibet kommen. Hat denn der Konsens und die Politik eine Auswirkung auf diesen Vorgang? Oder ist “Wiedergeburt” dann doch nur ein anderer Name für eine Wahl, deren Kriterien auch durch solche Umstände bestimmt werden?
Wie auch immer, bedenkenswert ist die Analyse des ZDF zum Hintergrund der Popularität des kleinen Mannes mit der großen Brille:

Die Sehnsucht wächst nach religiösen Führern, die glaubwürdige Antworten oder vielleicht nur Anstöße zur Rechtmäßigkeit des eigenen Handelns bieten. Und wer könnte das besser als der Dalai Lama, das im Exil lebende religiöse und staatliche Oberhaupt Tibets. Seine Anhänger sind davon überzeugt, er sei die Reinkarnation eines Gottkönigs. Das kann man nun glauben oder nicht; warum so viele Andersdenkende aus dem Westen zu ihm strömen, hat vielleicht vor allem einen Grund: Wo sich beim modernen Christen doch hier und da ein Gefühl der Entfremdung von der eigenen Religion einschleicht, stehen der Dalai Lama und seine Religion, der Lamaismus, gerade für die Einheit von Glauben und Leben.

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Katastrophengebiet

Wenn morgen früh der Obi seine Türen öffnet, sollte ich vielleicht eine Pumpe, ein Notstromaggregat und einen Hochdruckreiniger einkaufen. Wenn es dann noch welche gibt, denn der Ansturm aus der Region dürfte riesig sein. Mehrere hundert Keller sind zwischen Erlangen und Forchheim nach heftigen Wolkenbrüchen vollgelaufen.

Einer Familie haben wir heute nachmittag etwas geholfen und haben auf dem Weg nach Bubenreuth und wieder zurück die Sperrmüllhaufen von durchnässten Einrichtungsgegenständen an den Straßenrändern gesehen. Überall sind die Feuerwehren noch am Pumpen. Normalerweise ist diese Gegen eher trocken. Aber gegen diese Unwetter ist man dann doch einfach machtlos. Und im Zuge des Klimawandels werden wir ähnliches vielleicht in Zukunft häufiger sehen. Keine schöne Perspektive. Wenigstens kommt heute Nacht nichts mehr nach. Bis die Betroffenen wieder gut schlafen, werden noch ein paar Tage vergehen.

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“Deinstallation”

Abschied bleibt das Thema dieser Tage: Gestern abend wurde unser Dekan Dr. Gerhard Münderlein ein paar Wochen vor den tatsächlichen Ende seiner Amtszeit in den Ruhestand verabschiedet. Ein Element des Gottesdienstes war die “Entpflichtung” durch den Regionalbischof. Nachdem ja eine Amtseinführung als Installation bezeichnet werden kann (früher hatte das immer Assoziationen Richtung Klempner geweckt, heute denkt man an Software), könnte man diesen Akt am Hochtechnologie-Standort Erlangen doch getrost als Deinstallation bezeichnen. 🙂

Die Abschiedspredigt – das Highlight des Gottesdienstes – hielt Dekan Münderlein zu Jeremia 14,8:

Du, Israels Hoffnung, sein Retter zur Zeit der Not, warum bist du wie ein Fremder im Land und wie ein Wanderer, der nur über Nacht einkehrt?

Gott, der sich tarnt und verstellt, der ungreifbar und desinteressiert wirkt, und doch die Hoffnung Israels (und der Kirche) bleibt, diese Spannung wurde biographisch aufgearbeitet. Gott als Wanderer ist ein Wegbegleiter, wenn man x mal den Wohnort wechselt und kaum die Zeit findet, irgendwo tiefe Wurzeln zu schlagen. Der Reformeifer der 68er-Generation, der an vielen Stellen schließlich scheiterte und ins Leere lief, weil er aus Besserwisserei lebte und nicht aus einem tieferen Verständnis des Evangeliums kam, betrachtete er nachdenklich – als jemand, der immer in ironischer Distanz zu sich selbst und damit aus einer großen Bescheidenheit heraus lebt.

Wie bei allen Menschen, die die Größe haben, sich selbst nicht so ernst zu nehmen, haben sich wohl auch in diesem Fall besonders jene an ihm gestoßen, denen diese Leichtigkeit und Weite abgeht. Mit wird er – und praktisch alle Festredner haben in diesen Kanon eingestimmt – mit dem trockenen, verschmitzten Humor und dem freundlichen Wesen richtig fehlen.

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Der schwere Schluss

Alle Welt spekuliert über den letzten Potter-Band. Viele werden froh sein, wenn der Hype mal ein Ende hat – in die Richtung hatte sich jüngst Rufus Beck geäußert – er hofft, dass Harry tatsächlich stirbt und J.K. Rowling sich so kein Hintertürchen zum Rückfall mehr offen lässt.

Ein würdiges Ende und ein echter Höhepunkt, so Tobias Kniebe in der SZ, ist jedoch unwahrscheinlich. Dafür spricht nicht nur die meinem Empfinden nach abnehmende Qualität der letzten Bände, deren Umfang sich gegenläufig entwickelt hat, sondern die Tatsache, dass ein guter Schluss (der kein Happy End sein muss) heute kaum noch gelingt. Im Kino wird das von Effektorgien verdeckt, aber im Buch…

Der Reiz das Unabgeschlossenen hat zur Faszination beigetragen, die von dem Zauberlehrling bisher ausging, meint Kniebe. Damit rührt er an eine Beobachtung, die auch Richard Sennett macht:

Das Gefühl, ein Ziel erreicht zu haben, wird vermieden, weil dadurch das eigene Erleben objektiviert würde, es würde eine Gestalt, eine Form annehmen und damit unabhängig vom Selbst Bestand haben. (…) Wo es zu einem Abschluss kommt, scheint sich das Erleben vom Menschen abzulösen, dieser scheint von einem Verlust bedroht.

Und bei Paul Watzlawick liest sich das so:

Das noch unerreichte Ziel ist – so scheint es der Schöpfer unserer Welt zu wollen – begehrenswerter, romantischer, verklärter, als es das erreichte je sein kann. Machen wir uns nichts vor: Die Flitterwochen hören vorzeitig zu flittern auf; bei Ankunft in der fernen exotischen Stadt versucht uns der Taxichauffeur übers Ohr zu hauen; die erfolgreiche Ablegung der entscheidenden Prüfung bewirkt wenig mehr, als das Hereinbrechen zusätzlicher, unerwarteter Komplikationen und Verantwortungen (…).

Aller Anfang ist leicht, wenigstens im Kontrast zu einem guten, gelungenen, würdigen Ende. Kann man diese Kunst irgendwo lernen?

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Leichter kommentieren

Bisher musste sich jeder, die auf diesem Blog kommentieren wollte, zuerst anmelden. Einige fanden das zu umständlich oder sind an technischen Tücken gescheitert. Mit einem neuen Spamschutz-Modul, das Thomas freundlicherweise installiert hat, wird das alles jetzt hoffentlich leichter.

Ihr könnt es natürlich sofort testen und uns ein Feedback geben. Aber wo ich gerade dabei bin möchte ich allen, die bisher hier kommentiert haben, ganz herzlich danken für die niveauvollen Beiträge. Manchmal schaue ich die Kommentare auf anderen Seiten an und bin von dem Umgangston dort überhaupt nicht angetan. Insofern freue ich mich darauf, hier in Zukunft vielleicht noch mehr Lesenswertes von Euch zu finden.

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