Plöde Propaganda

Heute lief ich durch Nürnberg und entdeckte ein Großplakat der Zeitarbeitsfirma Assmann, wo ein formatfüllendes weibliches Hinterteil, mit denkbar knappen Shorts bekleidet und farbbekleckst, warb – und zwar mit dem Slogan “Mal mit mir”. Vielleicht war das der wenig einfallsreiche Versuch, den Firmennamen grafisch umzusetzen. In jedem Fall suchen sie dort vermutlich Männer, die meisten Frauen mit Selbstachtung würden so einem Laden sicher einen Vogel zeigen.

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Dann an einer Bushaltestelle warb “Bild” mit dem Satz: “Papa, ich bin schwul.” Drunter war zu lesen: Jede Wahrheit braucht einen Mutigen, der sie ausspricht.

Damit stellt “Bild” die Realität der eigenen Praxis auf den Kopf. Um der Auflage willen “outen” die Redaktuere nicht etwa sich selbst, sondern andere, und zwar ungefragt und unbarmherzig. Durch Bild werden Menschen doch nicht etwa mutiger, selbst einen eigenen Standpunkt zu finden und zu vertreten. Sonst sähe diese Republik anders aus. Der Untertitel müsste vielmehr lauten:

Jede private Angelegenheit braucht einen Skrupellosen, der sie ausbeutet.

Und beim Alternativentwurf mit der Schlagzeile “Das Bier ist alle” müsste man umformulieren:

Jede Banalität braucht eine Nervensäge, die sie hinausposaunt.

Gute Nacht!

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